Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Cañadas reales

Der Name "cañadas reales" bezieht sich auf die traditionell für die Wandertierhaltung in Spanien genutzten Wege, die durch ein königliches Edikt von Alfons X. dem Weisen im Jahr 1273 geregelt wurden. Obwohl die Wege seit der Antike von den Wanderhirten genutzt wurden, sollten mit dem Erlass von Alfons X. bestimmte Wege geregelt, organisiert und geschützt werden, die es aufgrund ihrer Bedeutung, ihrer Nutzung oder ihrer Lage verdienten, vor möglichen Verstößen bewahrt zu werden. Zusammen mit der Schaffung des Concejo de la Mesta wurden so die cañadas reales definiert.

Eine cañada real musste eine Breite von 90 varas castellanas (72,22 m) haben und zeichnete sich dadurch aus, dass es sich um sehr lange Strecken (mehr als 500 km) handelte, die hauptsächlich in Nord-Süd-Richtung verliefen und deren Verlauf durch die geographischen Gegebenheiten begrenzt war. Mit der königlichen Verordnung wurde es den Eigentümern angrenzender Ländereien auch untersagt, sie durch Verschieben von Grenzsteinen zu zerschneiden.

Das Netz der Viehwege wird durch andere, weniger breite Wege ergänzt: cordel (bis zu 37,5 m), veredas (bis zu 20 m), coladas (weniger als 20 m). In Navarra werden die Nebenwege als 'pasadas' und 'traviesas' bezeichnet.

Die wichtigsten Cañadas reales

 

Die wichtigsten Cañadas reales

Quelle: Wikipedia (es.)

  1. Cañada Real Zamorana: An der Grenze zu Portugal. Sie beginnt in den Bergen von Sanabria und endet in den Weideplätzen von Olivenza und Alburquerque in der Provinz Badajoz.
  2. Cañada Real Vizana oder de la Plata: Gesamtlänge ca. 500 km. Beginnt zwischen Asturien und der Provinz León auf der Anhöhe von Viganos und endet in Trujillo.
  3. Cañada Real Leonesa Occidental: Gesamtlänge ca. 700 km. Startet in der Provinz León und endet in Badajoz.
  4. Cañada Real Leonesa Oriental: Gesamtlänge ca. 700 km. Beginnt in der Nähe von Riaño, kreuzt León und Palencia und quert die Provinzen Segovia, Ávila, Toledo, Cáceres und Badajoz.
  5. Cañada Real Segoviana: Gesamtlänge ca. 500 km. Beginnt in der Sierra de Neila in Burgos und endet in Granja de Torrehermosa.
  6. Cañada Real Galiana (Riojana): Entspringt im Süden der Rioja und durchläuft die Provinzen Soria, Guadalajara, Madrid, Toledo und Ciudad Real.
  7. Cañada Real Soriana Oriental: Gesamtlänge ca. 800 km. Beginnt in Soria und endet in Sevilla.
  8. Cañada Real Soriana Occidental: Gesamtlänge ca. 700 km. Kreuzt diagonal das Zentrum nördlich der Halbinsel ausgehend von Soria und quert Segovia, Ávila, Salamanca, Cáceres bis nach Badajoz, wo sie endet.
  9. Cañada Real Conquense: Läuft durch die Provinzen Cuenca, Ciudad Real und Jaén.
  10. Cañada Real del Reino de Valencia: Beginnt bei der Sierra de Tragacete, durchquert Cuenca und endet in Valencia.

Seit 2007 sind sie als cañadas reales (Viehpfade der Meseta) in die vorläufige Liste der Unesco aufgenommen worden, d. h. in die Vorstufe zu einer eventuellen Bewerbung um den Status des Weltkulturerbes.

Obwohl in den ländlichen Gebieten die meisten Viehpfade noch ihren ursprünglichen Verlauf haben, ist in keinem Fall mehr die 1273 festgelegte Breite zu erkennen. Ebenso kreuzten oder führten viele der cañadas reales in der Nähe von kleinen Ortschaften vorbei, die bei ihrem Flächenwachstum den Verlauf der Pfade nicht respektieren. In den Fällen, in denen die ursprüngliche Route beibehalten wurde, verlaufen die Viehwege, die Städte und Dörfer durchqueren, auf asphaltierten Straßen, wie beispielsweise die Calle de Atocha in Madrid.

Mit dem Rückgang der Viehwirtschaft einerseits und der Verwendung von Futtermitteln andererseits, die die Suche nach neuen Weideflächen überflüssig machen, wurden die Viehwege nicht mehr genutzt. Heutzutage werden die Viehwege häufiger von Wanderern und Radfahrern als von Schäfern genutzt.

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