Binnendünen
Binnendünen und Flugsandfelder werden in Mitteleuropa räumlich von den Küstendünen an der Nord- und Ostseeküste abgegrenzt. Sie sind vom Wind hervorgebrachte, äolische Bildungen aus Sand (Dünen). Sie wurden überwiegend unter kaltklimatischen, periglazialen Bedingungen am Ende der Weichsel- beziehungsweise Würm-Eiszeit, also vor etwas mehr als 10.000 Jahren, aufgeweht. Ihre Entwicklung in der Nacheiszeit basiert überwiegend auf dem Einfluss des Menschen.
Nahezu alle jüngeren Phasen, in denen es zur Weiterentwicklung der Binnendünen kam, sind mit den Eingriffen des Menschen auf die Vegetationsdecke verbunden. Durch gewollte oder ungewollte Rodung des Waldes wurden festgelegte Binnendünen wieder aktiviert. Anhand der in den Dünen eingeschlossenen Holzkohlepartikel und ihrer Datierung mit der Radiokohlenstoffmethode konnte festgestellt werden, dass bereits mit den Siedlern der Jungsteinzeit Dünen wieder reaktiviert wurden. Aber auch in der Bronze- und Eisenzeit gab es durch den Menschen bedingte Dünenaktivität.
Binnendünen im Mittelalter und in der Neuzeit
Nach der Völkerwanderungszeit begann im Mittelalter eine der Hauptphasen der Waldzerstörung und damit der Aktivierung von Dünen. Die Sandverwehungen wurden für viele Siedlungen zu einem ernsten Problem. Um ihre Weideflächen und Siedlungen vor den Sandverwehungen zu schützen, begannen die Menschen während des Mittelalters, die Dünen mit genügsamen und tiefwurzelnden Gehölzen, z. B. mit Kiefern, zu bepflanzen. Aufgrund starker Beweidung setzte sich die Aktivität der Binnendünen dennoch bis in die Neuzeit fort. Erst ab dem 18. Jahrhundert begannen systematische Aufforstungen der Dünengebiete, sodass aktuell in Deutschland nur noch ganz vereinzelt Binnendünen aktiv sind. Die Wald-Kiefer (Pinus sylvestris) ist heutzutage der charakteristische Waldbaum (Leitart) für Flugsandgebiete und Binnendünen.
Bedeutung und Gefährdung der Binnendünen
Großflächige Sandabgrabungen für bauliche Maßnahmen (Siedlungs- und Straßenbau) sowie die seit dem 19. Jahrhundert sprunghafte Ausdehnung des Spargelanbaus und die allgemeine Zersiedelung und Verbauung der Landschaft haben in den letzten Jahrhunderten zu einem spürbaren Rückgang dieses bereits seltenen Biotoptyps geführt. Die Gefährdung ist in Deutschland regional unterschiedlich. Während es im dünnbesiedelten und sandreichen Brandenburg noch zahlreiche Trockenbiotope auf Dünen gibt, gelten sie in Nordrhein-Westfalen als extrem bedroht. Die außerhalb der Kernbereiche der Binnendünen liegenden Flugsandflächen sind aus artenschutzrechtlicher Betrachtung unbedingt schützens- und erhaltenswert.
Die hohen Temperaturen und Verdunstungsraten während der Sommermonate sowie die allgemeine Nährstoffarmut bedingen ein reiches Arteninventar an wärme- und trockenliebenden Pflanzen- und Tierarten (Sandrasenvegetation, Heuschrecken, Wildbienen).
Der sandige Boden ist nicht in der Lage, größere Mengen an Wasser zu speichern. Charakterpflanzen der Dünen sind der Sandthymian (Thymus serpyllum), das Silbergras (Corynephorus canescens), das blaugrüne Schillergras (Koeleria glauca), das Sand-Hornkraut (Cerastium semi-decandrum) und die Sand-Strohblume (Helichrysum arenarium). So erfolgreich die Dünenpflanzen auf trockenwarmen Standorten gedeihen, so wenig Chancen hätten sie auf normal durchfeuchteten Böden, wo sie der Konkurrenz schnellwüchsiger Arten stets unterliegen. Die meisten der genannten Pflanzen haben eine sehr enge ökologische Bindung an Dünen und Flugsandflächen. Die meisten Arten der Sandrasengesellschaft gelten als gefährdet und stehen durch die BArtSchV unter gesetzlichem Schutz.
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