Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Bienenwachs

Ein von Honigbienen abgesondertes Wachs, das von ihnen zum Bau der Bienenwaben genutzt wird. Das Wachs wird von den Bienen mittels ihrer acht Wachsdrüsen-Paare hergestellt. Höherwertige Fettsäuren und Alkohole verbinden sich in den Wachsdrüsen zu Estern und werden in flüssiger Form aus den Drüsen in die Zwischenringtaschen ausgeschieden. Dort bilden sich nun ganz dünne, weiße Wachsplättchen bzw. Wachsschuppen, die mit dem Auge kaum sichtbar sind und das kaum messbare Gewicht von 0,0008 Gramm haben. Anfangs sind die Plättchen weiß, doch dann schieben die Bienen diese mit einem Hinterbein zu ihren Mundwerkzeugen – den Mandibeln. Dort kneten sie Pollen, Propolis sowie Drüsensekrete ein, so dass schlussendlich die gelbe Farbe entsteht, die typisch für Bienenwachs ist.
Für ein Kilogramm Wachs verwerten Bienen etwa 10 Kilogramm Honig. Zudem werden etwa 150.000 Bienen benötigt, die 1,25 Millionen Wachsplättchen produzieren.

Die Inhaltsstoffe und Eigenschaften von Bienenwachs

Bei der Zusammensetzung handelt es sich um ein äußerst komplexes Gemisch und fast alle der bis zu 300 Stoffe kommen nur in geringen Mengen vor. Lediglich vier der Inhaltsstoffe haben einen Anteil von über fünf Prozent. Die wichtigsten im Wachs enthaltenen Stoffe sind:

Verwendungsmöglichkeiten für den Mensch

Das Wachs der Biene wurde als Material seit je her vielfältig eingesetzt. Es war schon bei den alten Ägyptern zur Einbalsamierung, Mumifizierung sowie zum Abdichten der Holzschiffe sehr beliebt. Die Römer nutzten es, um Krüge und Fässer zu versiegeln oder zum Wachsen von Möbeln und Figuren. Bereits im Jahr 3000 v. Chr. wurde der Stoff als Bindemittel für die Papyrusherstellung verwendet. Und auch die Griechen benutzten mit Wachs bestrichene Holztafeln, um auf ihnen zu schreiben.

Die älteste Nutzungsmöglichkeit stellt wahrscheinlich die Herstellung von Kerzen dar. Auch heute noch sind Kerzen aus Bienenwachs zu kaufen. Das Bienenwachs war ein wichtiges Erzeugnis der Imker und hatte eine sehr hohe Nachfrage. Erst als man Anfang des 19. Jahrhunderts Stearin und Paraffin entdeckte, ging die Nachfrage an Bienenwachskerzen zurück.

Trotzdem lässt sich Bienenwachs nicht vollkommen ersetzen. Größter Verbraucher von Bienenwachs ist die kosmetische und pharmazeutische Industrie, wo es Bestandteil von Cremes, Salben, Pasten, Lotionen und Lippenstiften ist. Die Produkte sind meist mit dem Hinweis „Enthält Echtes Bienenwachs“ versehen. Große Wachsmengen werden bei der Kerzenfabrikation verarbeitet. In der chemisch-technischen Industrie (Skiwachs, Wachsfarbe, Imprägniermittel, Baumwachs) spielt Bienenwachs nur noch eine untergeordnete Rolle. Außerdem wird das Wachs der Bienen zur Pflege von Holz eingesetzt, da es ihm eine leicht glänzende Patina verleiht und es darüberhinaus vor dem Austrocknen schützt. Auch als Politur findet das Wachs Anwendung. Leder bleibt dank einer Behandlung mit Bienenwachs geschmeidig und vor Nässe geschützt. Bei der Herstellung von Süßigkeiten auf Gelatinebasis (z. B. Gummibären) wird Bienenwachs als Überzugs- und Trennmittel verwendet. Traditionell wird Bienenwachs in Medizin und Physiotherapie als Wärmepackung angewendet bei Husten, Erkältungen, Schmerzen der Muskeln und Gelenke. Von der Antike an fand Wachs auch als Arzneiträger in Wachssalben bzw. Wachspflastern (fachsprachlich auch Cerat, Ceratum bzw. cerotum) sowie Wachspillen (cerotum rotundum, als Wachszäpfchen bzw. Wachspessar) Verwendung.

Pfeil nach linksBienenHausIndexBierhefePfeil nach rechts