Aprikose (Marille)
Die Aprikose (Prunus armeniaca), im bairisch-österreichischen Sprachraum (Ober- und Niederbayern, Oberpfalz, Österreich und Südtirol) Marille, in Rheinhessen auch Malete, gehört zur Sektion Armeniaca in der Untergattung Prunus der Gattung Prunus innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae).
Herkunft
Die Heimat der Aprikose ist China und das zum Iran und zur Türkei gehörende Hochland zwischen Kaspischem und Schwarzem Meer. Der botanische Name der Aprikose gründet auf der Annahme, die Frucht stamme aus Armenien: prunus armeniaca. Wildarten gibt es heute noch in Afghanistan und Japan.
Die Aprikose wird als eine der ältesten kultivierten Obstsorten bezeichnet, die schon vor 4000 Jahren in Nordchina vorgekommen sein soll. Über die Seidenstraße fand die goldgelbe Frucht ihre Verbreitung über Syrien bis zum Römischen Reich. Im 18. Jahrhundert machten die Spanier sie in Amerika bekannt.
Beschreibung
Die wärmeliebende Aprikose ist ein laubabwerfender Strauch oder kleiner Baum mit runder Krone und erreicht meist Wuchshöhen bis 6 Meter. Der Stammumfang erreicht 50 bis 100 Zentimeter. Die Borke ist glatt bis schuppig oder furchig und grau-braun bis rötlich.
Die Steinfrucht besitzt einen Durchmesser von 4 bis 8 cm und ist fast kugelig und selten ellipsoid sowie fein samtig behaart, hellgelb bis orangerot gefärbt und auf der Sonnenseite oft karminrot gefleckt oder punktiert. Sie weist eine Längsfurche auf und ist am Grund genabelt. Das Fruchtfleisch löst sich gut vom Steinkern. Der relativ glatte, abgeflachte, rundliche bis elliptische und hellbräunliche, harte Steinkern ist bis zu 3 cm lang, leicht rau und schwach strukturiert. Die Samen schmecken bitter oder süßlich.
Anbaugebiete
Traditionelles Anbaugebiet für Aprikosen in Europa ist unter anderem die ungarische Tiefebene. Die Türken besaßen zur Zeit ihrer Herrschaft über diese Ebene riesige Aprikosenplantagen, jedoch verödeten diese Gärten nach dem Abzug der Türken. Mit dem Obstanbau begann man in der Tiefebene erst wieder zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als sich diese Ebene aufgrund heftiger Sandstürme in eine einzige Sandwüste zu verwandeln drohte. Zum Binden des Flugsands erwiesen sich Aprikosenbäume als besonders geeignet, da sie nicht nur sandigen Boden, sondern auch Hitze und Trockenheit vertragen. Heutzutage werden Aprikosen insbesondere in den Mittelmeerstaaten wie Italien und Spanien angebaut. Es gibt jedoch auch in nördlicher gelegenen Gebieten größeren Anbau dieser Früchte, unter anderem in der niederösterreichischen Wachau, im burgenländischen Kittsee, im Südtiroler Vinschgau und im schweizerischen Kanton Wallis. Das einzige geschlossene Anbaugebiet Deutschlands in Höhnstedt bei Halle (Saale) in Sachsen-Anhalt ist gleichzeitig möglicherweise das nördlichste.
Das weltweit größte Anbaugebiet für Aprikosen liegt in der osttürkischen Provinz Malatya am Oberlauf des Euphrat. Dort werden die süßen Aprikosen entsteint und als ganze Frucht getrocknet. Mittlerweile stammen ca. 95 % der in Europa gehandelten getrockneten Aprikosen aus Malatya. Seit einigen Jahren werden auch frische Früchte nach Europa exportiert.
In Tibet, Ladakh und Nordpakistan wird traditionell eine kleine Aprikosensorte („Hunza-Aprikose“) angebaut, die dort selbst in sehr großen Höhen bis um die 4000 m gedeiht.
Nutzung
In erster Linie werden Aprikosen als Frischfrüchte, daneben jedoch als Trockenobst angeboten. Aufgrund der intensiven Säure sind Marillen ideal zur Marmeladeherstellung geeignet, aber auch als Beilage zu Wild, Huhn oder in Currygerichten.
Das Fruchtfleisch ist Zutat vielfältiger Speisen, insbesondere der österreichischen Küche. Marillenmarmelade ist sowohl unverzichtbarer Bestandteil der Sachertorte als auch Füllung unter anderem von Faschingskrapfen. Marillen sind Hauptzutat u. a. von Marillenknödeln und Wiener Wäschermädeln. Ein großer Teil der Ernte wird auch zu Marillenschnaps gebrannt. Sehr beliebt (und teuer) ist ebenfalls Marillenessig.
Der Samen liegt in dem Aprikosenstein und sieht aus wie eine kleine Mandel. Er schmeckt bitter und hat ein starkes Bittermandel-Aroma. Deshalb kommt er bei der Herstellung von Persipan und Amaretto zum Einsatz. Zerstoßen kann er zum Würzen süßer Speisen verwendet werden. Es gibt auch Sorten, deren Kerne süß wie Mandeln schmecken, zum Beispiel die einiger türkischer Aprikosensorten. Deren Form sieht eher wie ein Säckchen aus, nicht gleichmäßig und flach. Aprikosensamen sind giftig, da sie ca. 8 % blausäureabspaltendes Amygdalin enthalten.
Aus den Kernen kann Aprikosenkernöl gewonnen werden. Es kann in der Kosmetik, der Konditorei oder als Speiseöl genutzt werden.
Als Obstgehölz ist die Aprikose eine Bienentrachtpflanze. Ihr Blüten-Nektar weist einen Zuckergehalt von 5 bis 22 % auf; in jeder Blüte entstehen in 24 Stunden 0,31–0,84 mg Zucker.