Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Allulose

Auch Psicose; Bezeichnung für einen extrem kalorienarmen Zucker. D-Psicose kommt in der Natur nur sehr selten und nur in geringen Mengen vor. Sie wird vom Menschen nur in geringen Umfange verstoffwechselt und liefert daher nur einen Bruchteil der Energie, die eine gleiche Menge D-Glucose liefern würde. Dabei handele es sich nicht um einen Zuckerersatzstoff wie Stevia oder Aspartam, sondern tatsächlich um einen modifizierten Zucker aus z. B. Zuckerrüben, der genau so verwendet werden kann wie herkömmlicher Zucker, also Fruchtzucker.

Zucker fast ohne Kalorien gibt es in den USA und manchen asiatischen Staaten schon länger. Mehrere Studien mit Tieren und Menschen haben gezeigt, dass der neuartige Zucker gesundheitlich unbedenklich ist. Folglich gab die US-Lebens- und Arzneimittelbehörde FDA ihm im Januar 2014 das Prädikat «als sicher anerkannt».

Seither dürfte Allulose eigentlich in Lebensmitteln verwendet werden. Allerdings gab es bislang zu wenig davon. Denn bisher ist nur eine Pflanze bekannt, die es auf natürliche Weise herstellt: die Amerikanische Rosmarinweide (Itea virginica). Den Alternativzucker im Labor zu produzieren, wäre aufgrund des grossen Aufwands zu teuer.

Das Elsdorfer Start-up "Savanna Ingredients" der Zuckerfabrik Pfeifer & Langen will nun auch in der Europäischen Union zügig die Zulassung dieses Zuckers beantragen und in die Großproduktion im Rheinland einsteigen. Das junge Unternehmen hat ein Verfahren entwickelt, Zucker fast ohne Kalorien in großem Maßstab aus Rübenzucker herzustellen. Das Unternehmen gibt an, die Molekülstruktur des Rübenzuckers zu verändern, so dass der Energiegehalt (Kalorien) gewissermaßen verkapselt werde. Der menschliche Stoffwechsel erkenne die Allulose nicht mehr als Energielieferant. Sie dockt im Körper nicht mehr an, sondern die Kalorien werden gewissermassen ausgeschieden.

Die Produktion ist ein komplexer lebensmitteltechnologischer Prozess. Geschmacklich und funktional soll sich die Allulose für das Süßen von Speisen und Getränken eignen. Mit Allulose soll auch Kochen und Backen möglich sein, was mit den bislang bekannten Zuckerersatzstoffen nur bedingt möglich war. Der Konsum von allulosehaltigen Lebensmitteln erhöhe überdies den Blutzuckerspiegel nicht, was insbesondere für Diabetiker eine gute Nachricht sein dürfte. Der Zucker behält einen Restkaloriengehalt von 0,2 kcal pro Gramm, üblicher Haushaltszucker hat 4 kcal pro Gramm.
Das neue Unternehmen rechnet daher damit, dass eine Kennzeichnung «ohne Kalorien» durch die EU genehmigt werden wird. Und das wäre für die Akzeptanz bei den Kunden und einen zügigen Markterfolg entscheidend. In zwei bis drei Jahren könnte das Produkt, das noch keinen Marktnamen besitzt, zugelassen und damit marktreif sein, teilte ein Unternehmenssprecher mit.

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