Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Sertão

Sertão (port.=das Innere des Landes) bezeichnet tropische Trockengebiete des nordost-brasilianischen Binnenlandes, ein überwiegend flach-welliges Hochland zwischen 300 und 600 m NN mit semiaridem Klima, größtenteils mit Caatinga, einer Vegetation aus Trockenwald sowie regengrünem Dornbaum- und Sukkulentenwald, im Zentrum ist Halbwüste vorherrschend. Infolge von Dürreperioden kam es wiederholt zu Migrationen großer Bevölkerungsteile zum Amazonasbecken und in die Städte SO-Brasiliens; verschiedene staatliche Bestrebungen zur Kultivierung der Region, einschließlich Bau von Staudämmen und Wasserkraftwerken, sollten dieser Abwanderung entgegenwirken. Die wechselvolle Geschichte des Sertão, in dem bis ins 20. Jh. hinein das Banditentum verbreitet war, ist bis heute geprägt von den sozioökonomischen Strukturen der Kolonialzeit.

Naturaustattung

Die Region ist von sehr geringen Niederschlägen gekennzeichnet und häufig von Dürre betroffen, die Trockenzeit beträgt zehn bis elf Monate. Die Jahresniederschläge betragen meist unter 300 mm und erreichen ihr Minimum in Petrolina am Rio São Francisco mit 213 mm.

Im Zentrum und Süden des Landes ist sie mit Baumsavanne bewachsen, der Nordosten ist mit Laubbäumen durchsetzte Strauchsavanne. Nur wenigen Tieren wie dem Ameisenbären oder dem Gürteltier genügen heute die Bedingungen dieser Region zum Leben.

Landwirtschaftliche Nutzung

Extensive Rinderwirtschaft und Großgrundbesitz herrschen vor, wobei auf den trockenen Böden heute nur ein Rind pro 10 ha gehalten werden kann. Um 1700 sollen hier über eine Million Tiere aller Art geweidet haben – Viehhäute waren der Hauptexportartikel der Region –, was die Wüstenbildung beschleunigte. Von März/April bis November/Dezember sind Herdenwanderungen in die feuchteren Hügel- und Berggebiete üblich.

Ackerbau ist nur vereinzelt möglich. Einige Quellgebiete und feuchtigkeitssammelnde Talgebiete bilden relativ fruchtbare Inseln, die sogenannten brejos, in denen sich die kleinbäuerliche Bevölkerung konzentriert und die im Nordosten insgesamt etwa 18.000 km² ausmachen. Etwa 500.000 ha werden bewässert, möglich wären etwa 2,5 Millionen ha.

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