Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Planetare Grenzen

Der Begriff 'Planetare Grenzen' bezeichnet ein Konzept mit dem Forschende um Johan Rockström vom Stockholm Resilience Centre im Jahr 2009 Leitlinien für menschliche Einflüsse auf die Umwelt aufgestellt haben. Das Konzept verdeutlicht, dass jenseits der darin beschriebenen Grenzwerte die Stabilität der Lebensräume für Menschen und andere Arten auf der Erde gefährdet ist.

Die Autorinnen und Autoren formulierten darin für neun zentrale biophysikalische Systeme und Prozesse der Erde sogenannte "planetare Belastbarkeitsgrenzen", die zusammen einen sicheren Handlungsraum definieren.

Planetare Grenzen sind für jene neun biophysikalischen Systeme und Prozesse definiert, die das Funktionieren lebenserhaltender Systeme auf der Erde regulieren und damit letztlich die Stabilität und Widerstandsfähigkeit des Erdsystems bestimmen. Diese neun wurden seit ihrer erstmaligen Einführung im Jahr 2009 wissenschaftlich untersucht. Die Untersuchungen deuten darauf hin, dass ein nachhaltiger Umgang, innerhalb der wissenschaftlich definierten Grenzen, der Menschheit gute Chancen bietet, das Erdsystem in einem Holozän-ähnlichen Zustand zu erhalten, der für die menschliche Entwicklung förderlich ist.

Für jedes System / jeden Prozess der Planetaren Grenzen werden quantitative Grenzen für kritische Kontrollvariablen festgelegt, die sich als gute Indikatoren für die Funktion des jeweiligen Prozesses erwiesen haben. Überschreitet eine Kontrollvariable diesen sicheren Grenzwert, stellt das ein Risiko für jene Bedingungen dar, welche die Entwicklung und das Wohlergehen der Menschheit ermöglicht haben.

Die neun Planetaren Grenzen im Einzelnen:

Die wissenschaftlich festgelegten Grenzwerte definieren gemeinsam den sicheren Handlungsraum des Erdsystems.

Der Begriff ‚Planetare Grenze‘ beschreibt den quantitativen, sicheren Grenzwert für eine Kontrollvariable. Er wird aber auch oft verwendet, um das zugrunde liegende System bzw. den Prozess zu benennen. Zum Beispiel ist 350 ppm die sichere Planetare Grenze (der Grenzwert) für den Klimawandel, aber oft wird der Klimawandel selbst als eine Planetare Grenze (als PB-Prozess) bezeichnet.

Während die Beschreibung der Planetaren Grenzen wissenschaftlich ständig weiterentwickelt wird, hat der Begriff Einzug gehalten in viele Bereiche der Gesellschaft, Politik, Wirtschaft. Wissenschaftliche Konzepte wie die ‘Planetaren Grenzen’ oder die ‘Leitplanken’ des WBGU können als übergreifende Leitlinien wichtige Transformationen anleiten, die es braucht, um den Planeten Erde als sicheren Lebensraum - auch - für den Menschen zu erhalten. 

Stand der neun Systeme und Prozesse mit Planetaren Grenzen (2024)
Stand der neun Systeme und Prozesse mit Planetaren Grenzen (2024)

Quelle: PIK

Die Daten für die obige Grafik stammen aus dem Planetary Health Check 2024. In dieser Darstellung repräsentiert die Länge der "Tortenstücke" den aktuellen Zustand in Bezug auf die Planetare Grenze (grüne Linie) und die Hochrisikolinie (orangene Linie). Ein weiches Auslaufen der Länge deutet den Unsicherheitsbereich an. Schraffierung bedeutet, dass jenseits der planetaren Grenze keine quantitative Bestimmung des aktuellen Zustands möglich ist.

Weitere Informationen:

Pfeil nach linksPlaggeneschHausIndexPlanetary HealthPfeil nach rechts