Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Masthühner

Als Masthühner werden männliche und weibliche Hühner eines speziell auf Wachstum gezüchteten Genotypen bezeichnet. Im internationalen Sprachgebrauch werden diese Tiere Broiler genannt. Die Bezeichnungen Hähnchen oder Brathähnchen wird für die verkaufsfähigen Produkte verwendet.

Statistikauswahl

Rund 77 Prozent des hierzulande erzeugten Geflügelfleischs stammt von Masthühnern. 60 Prozent davon werden in Niedersachsen gemästet. Die Geflügelfleischerzeugung in Deutschland hat in den vergangenen 20 Jahren enorm zugenommen. Zwischen 2000 und 2020 ist die Schlachtmenge von 763.000 Tonnen auf knapp 1,6 Millionen Tonnen angestiegen und hat sich damit weit mehr als verdoppelt. Damit ist Deutschland in der EU (EU-27) viertwichtigster Geflügelfleischerzeuger – hinter Polen, Spanien und Frankreich.

Mit einem Produktionswert von 2,5 Milliarden Euro (2020) liegt die Geflügelfleischerzeugung noch vor der Eiererzeugung (1,1 Mrd. Euro) und trägt damit gut 4 Prozent zum gesamten landwirtschaftlichen Produktionswert bei. Die Hühnermast ist der mit Abstand wichtigste Produktionszweig der Geflügelmast. Laut Thünen-Institut stammt rund 77 Prozent der hierzulande erzeugten Geflügelfleischmenge von Masthühnern.

Auf Grund des weiteren Wachstums der Weltbevölkerung, der immer noch relativ geringen Versorgung eines großen Teiles der Weltbevölkerung mit tierischem Eiweiß, religiöser Aspekte, günstiger Veredlungskoeffizienten und nicht zuletzt ernährungsphysiologischer Vorteile, die besonders im fettarmen und proteinreichen Fleisch zu sehen sind, wird weiterhin eine Zunahme des Hähnchenfleischverzehrs erwartet.

Bestandsgrößen

Im Jahr 2020 wurden in Deutschland insgesamt rund 92 Millionen Hühner gemästet. Der Schwerpunkt der Mast liegt in Niedersachsen: Dort leben mit 55 Millionen Tieren knapp 60 Prozent aller deutschen Masthühner. Niedersachsen ist mit mehr als 1.000 Masthähnchenbetrieben zugleich auch das Bundesland mit den meisten Betrieben – knapp vor Bayern.

Ein durchschnittlicher Masthähnchen-Bestand zählte 2020 rund 29.000 Tiere. Hier gibt es allerdings starke regionale Unterschiede: Während in Sachsen-Anhalt im Schnitt 137.000 Masthähnchen pro Betrieb gehalten werden, sind es in Baden-Württemberg z. B. nur 4.700 (Stand 2020).

Wie in allen Bereichen der Landwirtschaft hat auch in der Hühnermast ein starker Strukturwandel stattgefunden. So ging die Anzahl der Betriebe zwischen 1999 und 2020 um rund 73 Prozent zurück. Im gleichen Zeitraum hat sich die Gesamtzahl der Masthühner um rund 87 Prozent vergrößert.

Außerdem gab es erhebliche Veränderungen bei den Bestandsgrößen. Die Zahl der Betriebe mit weniger als 10.000 Masthähnchen hat sich zwischen 1999 und 2020 stark verringert. Zugenommen haben dagegen Betriebe mit mehr als 10.000 Masthähnchenplätzen.

Großbetriebe mit mehr als 50.000 Tieren bestimmen die Masthühnerhaltung in Deutschland. Dort werden mehr als drei Viertel der insgesamt knapp 88,1 Millionen Masthühner gehalten. Nicht einmal ein Prozent der Tiere lebt auf Betrieben mit weniger als 10.000 Tieren. Dabei gibt es solche vergleichsweise kleinen Betriebe nach wie vor durchaus in großer Zahl, auch wenn ihr Anteil in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen ist. Gut 61 Prozent der Betriebe in Deutschland hielten 2023 weniger als 10.000 Masthühner. Zehn Jahre zuvor, 2013, lag ihr Anteil noch bei rund 78 Prozent.

Produktionsstufen der Hühnermast

Die meisten Betriebe konzentrieren sich auf nur noch eine der folgenden vier Produktionsstufen:

  1. Basiszucht: Diese liegt heute in der Hand weniger kommerzieller Zuchtunternehmen. Die Basiszuchtbetriebe erzeugen die Elterntierküken und verkaufen diese an die Vermehrungsbetriebe.
  2. Vermehrungsbetrieb: Hier wachsen die Elterntierküken auf. Hähne und Hennen werden kombiniert, sodass befruchtete Eier entstehen, die an die Brütereien verkauft werden.
  3. Brütereien: Die befruchteten Eier der Elterntiere werden hier ausgebrütet. Männliche und weibliche Küken – die späteren Masttiere – werden an die Mastbetriebe geliefert.
  4. Mastbetrieb: Hier werden die Masthähnchen und Mastputen bis zur Mastreife gemästet.

Bodenhaltung

Die Hühnermast erfolgt überwiegend in Bodenhaltung auf Einstreu. Meist werden die Tiere dafür in geschlossenen Ställen gehalten. Belüftungsanlagen sorgen für frische Luft und Fenster für Tageslicht. Daneben gibt es die Mast in offenen Ställen mit natürlicher Lüftung. Sie ist jedoch weniger verbreitet. In sehr geringem Umfang gibt es auch die Mast in Auslauf- oder Freilandhaltung.

Männliche und weibliche Masthühnchen werden zusammen aufgestallt und verbringen etwa fünf Wochen im Stall, bis sie ihr Mastendgewicht von 1,5 Kilogramm erreicht haben. Hähnchen, die für die Verarbeitung von Teilstücken vorgesehen sind, bleiben rund sieben Wochen im Stall bis zu einem Mastendgewicht von 2,5 Kilogramm.

Laut Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung liegt die maximal zulässige Besatzdichte in der Hähnchenmast bei 35 Kilogramm Lebendgewicht pro Quadratmeter (bei verlängerter Aufzucht 39 Kilogramm). In der Praxis bedeutet dies, dass sich gegen Ende der Mastzeit meist 16 bis 26 Tiere einen Quadratmeter Stallboden teilen.

Vermarktung

In Deutschland erfolgt die Vermarktung von Hähnchenfleisch zunehmend als Frischfleisch aus einheimischen Schlachtereien. Der Selbstversorgungsgrad bei Hähnchenfleisch hat sich von 131,6 % (2014) auf 104,7 (2019) reduziert. Er liegt damit zwar immer noch über 100 %, wertvolle Teilstücke wie Hähnchenbrust werden aber bereits wieder importiert. Der Rückgang im Selbstversorgungsgrad beruht vor allem auf Schwierigkeiten bei Neuzulassungen von Mastanlagen in Deutschland und auf der freiwilligen Reduktion der Besatzdichte (– 10 %) durch flächendeckende Teilnahme der Mäster an der Initiative Tierwohl (ITW) des Lebensmitteleinzelhandels (LEH). Während lange Zeit ganze Schlachtkörper in der Vermarktung dominierten, wird heute mehr als 80 % des Hähnchenfleischs als Teilstücke vermarktet. Besonders gefragt ist das Brustfleisch, während Flügel und Schenkel zum Teil exportiert werden müssen, da sie auf dem deutschen Markt nicht ausreichend absetzbar sind.

Weitere Informationen:

Pfeil nach linksMasthilfsmittelHausIndexMatorralPfeil nach rechts