Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Linsen

Pflanzenart aus der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae oder Leguminosae) mit 6 im Mittelmeerraum, Vorderasien und Afrika heimischen Arten. Sie stammt wahrscheinlich von der wilden Lens orientalis ab. Die aus dem Orient stammende Speise-Linse (Lens culinaris) ist ein einjähriges, buschig verzweigtes Kraut mit kleinen, etwas geblähten Hülsen, die ein bis drei  flache, runde Samen mit ca. 23,5 % Proteingehalt. Die Pflanze erreicht eine Wuchshöhe von 10 bis 50 cm.

In warmen Gegenden wird die Linse wegen ihres hohen Nährwerts schon seit der Steinzeit kultiviert. Abhängig von der Kultursorte sind Größe (3-9 mm) und Farbe (braun, olivgrün, orange) der Samen recht unterschiedlich. Verzehrt werden ausschließlich die Samen.

Anbau

Linsen werden vor allem in Spanien, Russland, Chile, Argentinien, den USA, Kanada und Vorderasien angebaut. Allein in Indien sind über 50 Sorten verbreitet. In Deutschland werden sie in kleinen Mengen auf der Schwäbischen Alb, in Hessen und in Niederbayern kultiviert. Vor allem die kargen Böden der Schwäbischen Alb eignen sich für den Anbau der anspruchslosen Linse.

Besonders Tonarme Böden, Geröllböden und kalkreichen Böden (Kalkmergel, Kalkschotter, kalkreicher Sand) sind ideale Standorte zum Anbau der trockentoleranten Kultur. Wichtig für einen erfolgreichen Linsenanbau ist die Niederschlagsverteilung während der Vegetationsdauer. Zu viel Regen, vor allem zur Blüte und zur Erntezeit sind kritisch.

Angebaut werden Linsen zumeist als Mischkultur gemeinsam mit Getreide (z. B. mit Hafer oder Gerste), das die nötige Rankhilfe darstellt. Aber auch Leindotter hat sich als Stützfrucht bewährt. Geerntet wird beides gemeinsam mit einem Mähdrescher. Das Erntegut besteht aus einer Mischung von Getreidekörnern und Linsen, die in einem technisch aufwendigen Verfahren getrennt werden müssen. Kleine Fragmente oder Anhaftungen aus dem Getreide können dabei zurückbleiben, darum sind Linsen nicht immer 100 % glutenfrei. Linsen können als Leguminosen auch auf schlechten Böden (Grenzertragsböden) und unter ungünstigem Klima angebaut werden, die Ernteerträge sind aber insgesamt zu gering und gleichzeitig ist der technische Aufwand zu hoch, als dass sie in Deutschland im großen Stil zu konkurrenzfähigen Preisen angebaut werden könnten. Daher geschieht der Linsenanbau in Deutschland fast ausschließlich im Ökolandbau, wo die Linsen als Leguminosen Fruchtfolgen erweitern. Die Erträge schwanken je nach Witterung und Anbaubedingungen zwischen 200 und 1000 kg pro Hektar.

Seit einigen Jahren stellt sich die Frage, wie der weltweit steigende Bedarf an Linsen gedeckt werden kann. Denn die meisten Samen wachsen nicht in den bevölkerunsgreichen Regionen, wo sie am nötigsten gebraucht werden, sondern in Ländern mit industrieller Produktion. In Kanada etwa wird die Pflanze kaum gegessen, doch mehr als die Hälfte aller Linsen, die weltweit gehandelt werden, stammen aus der Provinz Saskatchewan. An der örtlichen Universität gibt es sogar einen eigenen Lehrstuhl für Linsen. Die gigantische Menge von 3,2 Millionen Tonnen wird durch den gezielten Einsatz von Chemikalien gewonnen, die für sogenannte „Clear Fields“ sorgen: Auf diesen Feldern werden großflächig Vernichtungsmittel eingesetzt, die Unkraut und Schädlige abtöten, den Linsen aber nicht schaden sollen. Die Kleinbauern in ärmeren Regionen versuchen es zwar mit ökologischen Gegenentwürfen, gründen Biofarmen. Doch sie können die derzeitige Nachfrage nicht bedienen, geschweige denn eine steigende. Die Versorgungslücke in Ländern, die auf Linsen als kostbare Proteinquelle angewiesen sind, vergrößert sich dadurch stetig.

Wirtschaftliche Bedeutung

Im Jahr 2016 wurden weltweit 7,6 Millionen Tonnen Linsen geerntet. Die zehn größten Produzenten ernteten gemeinsam 92,9 % der Welterntemenge.

Verwendung

In Deutschland werden Linsen oft mit Suppengrün und Mettwurst zu einer Suppe verkocht. Dabei wird regional auch etwas Essig zugegeben, was den Schaum beim Kochen mindert und angeblich die Verdaulichkeit verbessert. „Linsen mit Spätzle und Saitenwürstle“ ist eine Spezialität in der Region Schwaben.

Linsen sind leichter verdaulich als Erbsen oder Bohnen und haben einen hohen Eiweißanteil von 25 bis 30 % in der Trockenmasse, wodurch sie besonders bei zeitweiligem Fasten oder dauerhaft vegetarischer Ernährung ein wertvolles und zugleich preiswertes Nahrungsmittel darstellen. Bemerkenswert ist ebenso ihr hoher Gehalt an Zink, welches eine zentrale Rolle im Stoffwechsel spielt. Da sie kleiner sind als andere Hülsenfrüchte, brauchen sie auch weniger Einweich- und Kochzeit.

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