Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Kunststoffeinsatz in der Landwirtschaft

Der Einsatz von Kunststoffen in der Landwirtschaft nimmt stetig zu. Er ermöglicht Landwirten und Gärtnern mehr Nahrungsmittel mit besserer Qualität zu produzieren und gleichzeitig die Umweltbelastungen zu reduzieren. Kunststoffe werden in der gesamten Agrarbranche eingesetzt, um die richtigen Bedingungen für eine möglichst effiziente Nahrungsmittelproduktion zu schaffen. Der Beruf des Landwirts hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Der eher ursprüngliche Beruf des Landwirts ist heute wesentlich moderner. Der moderne Agrarwirt steuert und überwacht seine teil- oder vollautomatisierten Landmaschinen per GPS und füttert seine Tiere mittels Smartphone.

Zuchttöpfe und Vermehrungskästen, Kisten und Behälter-Tanks, Verpackungen, Ersatzteile und Zubehör für Landmaschinen oder auch andere Plastikkomponenten wie Bewässerungsschläuche und / oder Einfülltrichter, sind aus der modernen Landwirtschaft nicht wegzudenken. Auch moderne Formteile und Beschichtungen sind essentielle Bestandteile von Landmaschinen, Landtechnik, Förder- und Transporttechnik und zahlreichen weiteren Komponenten der Landwirtschaft.

Der Großteil der Kunststoffe wird direkt in den Boden eingetragen: Kunststoff-Verschmutzungen im Klärschlamm, in Komposten/Gärresten oder als Bestandteil von Düngemitteln, Bodenverbesserern, Pflanzenschutzmitteln oder Saatgut. Ein kleinerer Teil der Kunststoffe wird dagegen nicht bewusst in die Böden eingebracht, ein Verbleib auf oder im Boden ist eigentlich nicht beabsichtigt, findet aber in der Praxis statt: Gerade dünne Agrarfolien können schnell reißen und in Kleinteile zerfallen oder die Kunststoff-Beschichtungen von Fahrsilos reiben ab. So können diese Kunststoffe in den Boden oder auch in die angrenzende Natur gelangen.

Knapp drei Viertel der Gesamtemissionen gehen auf die als Düngemittel eingesetzten Klärschlämme, Komposte und Gärreste zurück. Hier sind Landwirtschaft und Gartenbau Leidtragende der Verschmutzungen durch Dritte – beispielsweise durch Plastikfehlwürfe in der Biotonne oder durch Reifenabrieb und Textilfasern im Abwasser, die in der Kläranlage im Klärschlamm gebunden werden. Die Verantwortung, Kunststoffeinträge zu reduzieren, liegt daher nicht allein bei Landwirtschaft und Gartenbau.

Umgerechnet auf die landwirtschaftlich genutzte Fläche in Deutschland entsprechen die berechneten Emissionen einer Flächenbelastung von durchschnittlich 1,1 Kilogramm Kunststoff pro Hektar und Jahr. Die Spannbreite ist hier jedoch hoch, wenn man die einzelnen Emissionen auf die für die Anwendung jeweils relevanten Flächen bezieht. Über Bodenverbesserer, die im Boden für die Speicherfähigkeit und Durchlässigkeit für Luft und Wasser fördern, werden über 400 Kilogramm pro Hektar eingetragen, über Pflanzenschutzmitteln und Saatgut dagegen weniger als 0,1 Kilogramm.

Im Ergebnis werden schätzungsweise 13.256 Tonnen Kunststoffe jährlich durch landwirtschaftliche Aktivitäten in die Umwelt freigesetzt. Hinzu kommen 5.800 Tonnen Plastikabfall, der auf landwirtschaftlich genutzte Böden geweht wird.

Mikroplastik im Boden ist nicht rückholbar und baut sich kaum ab, auch bioabbaubare Polymere wie PLA bauen im Boden nicht so gut ab wie in einer industriellen Kompostierungsanlage, da sich die Temperatur und andere Umweltbedingungen, die den Abbau beeinflussen, stark unterscheiden.

Kunststoff-Emissionen in landwirtschaftlich genutzte Böden in Deutschland

Einsatzgebiete sind beispielsweise der Anbau unter Kunststofffolie, welcher einen höheren Ertrag mit früheren Ernten ermöglicht. Auch Rohr- und Entwässerungssysteme aus Kunststoffröhren finden schon lange Verwendung in der Landwirtschaft.

Quelle: BLE

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