Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

In-vitro-Fleisch

In-vitro-Fleisch (von lat. in vitro ‚im Glas‘), auch kultiviertes Fleisch (engl. cultivated meat, cultured meat, clean meat), ugs. Laborfleisch, ist das Ergebnis von Gewebezüchtung mit dem Ziel, Fleisch zum menschlichen Verzehr im industriellen Maßstab synthetisch herzustellen. Man sieht im kultivierten Fleisch ein großes finanzielles, ökologisches, gesundheitliches und tierleidfreies Zukunftspotential in unserer Ernährung.

Die Erzeugung von In-vitro-Fleisch basiert auf den Methoden der Zellkultur, insbesondere auf den Methoden der Gewebezüchtung wie die 3D-Zellkultur und das Tissue Engineering. Verwendet werden Myoblasten, ein Zelltyp, der einen Kompromiss aus Ausdifferenziertheit und Vermehrungsrate darstellt. Die Ausgangszellen können aus dem jeweiligen Tier schmerzfrei via Biopsie und ohne Tötung entnommen werden.

Sollte es in Zukunft gelingen, ein solches Retortenfleisch qualitativ und ökonomisch marktfähig zu machen, wäre dies kein Fleischersatz, sondern 'echtes' Fleisch - aber eben auch ein 'künstliches' Fleisch, da es (abgesehen von den verwendeten Stammzellen) nicht von Tierkörpern stammt. Kritiker sehen im In-vitro-Fleisch auch ohne Gentechnik eine hochgradig 'unnatürliche' und entsprechend ethisch problematische Erzeugungsweise.

Burger aus der Petrischale

Burger aus der Petrischale

Herstellung von In-vitro-Fleisch - Vereinfachte Darstellung

Vielleicht kann Laborfleisch ohne das Töten von Tieren auskommen. Ein Problem bleibt: Die mögliche Fusion von Bio- und Gentechnik.

Quelle: Fleischatlas 2018, CC BY 4.0

Beim In-vitro-Fleisch übersteigen die Produktionskosten die Kosten traditioneller Produkte immer noch um ein Vielfaches. Auch der Energieverbrauch und die CO₂-Bilanz sind weiterhin erheblich schlechter als bei den konventionellen Erzeugnissen. Die Frage, ob Laborfleisch grundsätzlich gesünder ist, gilt in der Forschung als noch nicht beantwortet. In der EU ist diese Art von Fleischersatz bislang nicht zugelassen. Weltweit widmen sich zahlreiche Unternehmen, Investoren und über 70 Start-ups der Erzeugung von „kultiviertem Fleisch“.

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