Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Bauernregeln

Gereimte Wetterregeln aus den regionalen Erfahrungen vieler Jahrhunderte; sie stützen sich meist auf feste Lostage. Die Regeln lassen sich nicht auf jeden beliebigen Ort anwenden, oft sind Ursprungsort und Ursprungszeit heute nicht mehr bekannt. Gereimte Bauernregeln liegen bereits aus babylonischer Zeit vor. Sie wurden von den Griechen und Arabern zu einem System astrologischer Wetterregeln erweitert.

Bauernregeln sind meist älter als der gegenwärtige gregorianische Kalender. Statistische Untersuchungen, welche die Eintrittswahrscheinlichkeit solcher Prognosen überprüfen, müssen daher die Kalenderreformen berücksichtigen, insbesondere in Mitteleuropa den Wechsel vom julianischen zum gregorianischen Kalender, der 1582 in den katholischen Ländern und in den folgenden 170 Jahren allmählich in den evangelischen Ländern eingeführt wurde. Dabei mussten 1582 10 Tage und um 1700 11 Tage übersprungen werden. In der langen parallelen Geltungsdauer beider Kalender gab es zeitgleich unterschiedliche Datumssysteme mit der Folge einer Verunsicherung der landwirtschaftlichen Bevölkerung bezüglich der Lostage und der Anwendung von Wetterregeln. Berücksichtigt man diese Datumsverschiebung bei der Auswertung von Bauernregeln, so ergeben sich teilweise Zusammenhänge mit überzufälligen Wahrscheinlichkeiten.

Als Ergebnis langjähriger Wetterbeobachtungen haben sie oft einen wahren Kern. Bekannt ist z.B. die "Siebenschläferregel". Nimmt man sie wörtlich: "So wie das Wetter am Siebenschläfer (27.6.) ist, so wird es sieben Wochen sein", so hat sie meteorologisch überhaupt keine Aussagekraft. Das liegt nicht daran, dass aufgrund einer Kalenderreform der Siebenschläfer eigentlich Anfang Juli ist, sondern dass man an einem einzelnen Tag nicht das Wetter der nächsten 7 Wochen festmachen kann. Betrachtet man allerdings die Witterung Ende Juni/Anfang Juli, so hat man herausgefunden, dass sich in Süddeutschland in bis zu 70 % der Fälle diese Witterung bis Anfang August fortsetzt.

Mit in diese Thematik fallende Begriffe sind z.B. die Eisheiligen, die Schafskälte, die Hundstage, der Altweibersommer und das Weihnachtstauwetter. Der Witterungsregelfall der Kaltlufteinbrüche zu den Eisheiligen weist allerdings eine abnehmende Tendenz auf. Die meisten Bauernregeln basieren auf der Erhaltensregel der Witterung als einer ihrer verlässlichsten Eigenschaften und erlangen dadurch eine über 50% liegende Wahrscheinlichkeit. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Bauernregeln nicht so zuverlässig sind, um damit offizielle Wettervorhersagen machen zu können. Aber wie das Beispiel der "Siebenschläferregel" zeigt, kann man manchmal daraus einen ersten Trend abschätzen.

Hingegen ist der 100-jährige Kalender, der ja fälschlicherweise den Planeten einen entscheidenden Wettereinfluss zuschreibt, naturwissenschaftlich nicht haltbar und für eine Wetter- bzw. Witterungsvorhersage unbrauchbar.

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