Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Agrarstadt

1) Funktionelle Übergangsform der Stadt zur ländlichen Siedlung, mit einem größeren Anteil von Erwerbstätigen in der Landwirtschaft. Die Agrarstadt ist typisch für gering verstädterte Kulturräume z.B. Ostmitteleuropas und Südosteuropas. Kennzeichnend ist ihre Integration von agrarisch und nichtagrarischen Funktionen.

Agrarische Großsiedlungen gibt es in zahlreichen Kulturräumen der Erde und aus verschiedenen Entstehungszeiten. Besonders bekannt sind die europäischen Verbreitungsgebiete in Andalusien, Süditalien und im ungarischen Alföld; daneben werden für Nigerien, den vorderen Orient, Indien China und Japan derartige Siedlungsformen erwähnt. Eingang in landesplanerische Vorstellungen haben die die agrarischen Großsiedlungen durch die Agrogorod der Sowjetunion gefunden.

2) Im Sinne von Agrogorod (hist.), seit 1949 flankierende Maßnahme bei der Kollektivierung der sowjetischen Landwirtschaft; als Städte für die landwirtschaftliche Bevölkerung planmäßig angelegt. Die ideologisch veranlasste Gründung von Agrarstädten sollte in der Sowjetunion unter Stalin die endgültige Liquidierung des Gegensatzes zwischen Stadt und Land herbeiführen.

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