Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Sammelwirtschaft

Bezeichnung für die aneignende urtümliche Wirtschaftsform der Jäger und Sammler (Jäger- und Sammlervölker), noch heute vorherrschend bei vielen Rückzugsvölkern.

Gesammelt wurden bzw. werden bestimmte, örtlich vorkommende Früchte, Nüsse, Samen, Wildgemüse, Kräuter, Wurzeln, Rhizome, Maden, Raupen, Insekten, Eier, Honig, Weichtiere, Kriechtiere, Lurche, Algen, Beeren und Pilze. Trotz der angedeuteten Vielfalt stand je nach Gebiet oft eine kleine Anzahl von Nahrungsquellen im Vordergrund. So bildeten in der Mittelsteinzeit Europas (Mesolithikum) vor allem Haselnüsse einen wesentlichen Bestandteil der Nahrung im Winter. Durch seine Fähigkeit, tierische und pflanzliche Nahrung verdauen zu können, steht dem Menschen ein breites Spektrum an Nahrungsquellen zur Verfügung.

Um die gesammelten Nahrungsmittel zum Lager zu bringen und sie aufzubewahren, nutzten die Menschen zum Beispiel ausgehöhlte Kürbisse sowie Häute und Felle von erjagten Tieren. Sie begannen aber auch, aus Gras und Binsen Körbe und sonstige Behälter zu flechten und zu weben. Diese Techniken waren auch bei der Inbesitznahme von Landstrichen außerhalb warmer Klimazonen nützlich, als schützende und warme Bekleidung benötigt wurde.

Das Sammeln der von der Natur in wildem Zustand gebotenen Nahrungsmittel, auch das Jagen von Tieren, zwingen zu nomadisierendem Leben; damit einher ging die Beschränkung des materiellen Besitzes (Waffen, Kleidung, Transportbehälter, zum Teil windschirmähnliche Behausung, einfacher Hausrat).

Auch nach dem Aufkommen von Ackerbau und Tierhaltung behielt die Sammelwirtschaft eine wichtige, oft unterschätzte Ergänzungsfunktion. Ob das Sammeln primär Aufgabe der Frauen war, kann für die prähistorische Zeit vermutet, aber nicht bewiesen werden.

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