Jagd
Jagd ist das Aufspüren, Verfolgen, Fangen oder Erlegen von Wild durch Jäger. In der deutschen Jägersprache traditionell auch Weidwerk oder seltener Waidwerk genannt, ist die Jagd das Handwerk des Jägers. Unerlaubte Jagd bezeichnet man als Wilderei. Die Jagd zählt, zusammen mit der ebenfalls auf Gewinnung von Naturprodukten gerichteten Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei, zur Urproduktion.
Moderne Vorschriften unterscheiden die legale Jagd von der illegalen Wilderei, bei der es sich um das unerlaubte und unregulierte Töten, Fallenstellen oder Fangen von Tieren handelt.
Das Wild ist ein wesentlicher Faktor bei der Landbewirtschaftung. Durch überhöhte Schalenwildbestände können land- und forstwirtschaftlich relevante Schäden entstehen. Die Jagd muss mit den Erfordernissen der Landnutzer in Einklang stehen.
Dies erfordert vor allem eine enge Zusammenarbeit der Landbewirtschafter und Jäger mit dem Ziel, die Jagd so zu regeln, dass bei gesunden Wildbeständen die berechtigten Ansprüche der Land- und Forstwirtschaft auf Schutz gegen Wildschäden voll gewahrt bleiben. Das ist auch so im Bundesjagdgesetz geregelt.
Ziele und Motive
Die Jagd wurde historisch und wird gegenwärtig aus verschiedenen und jeweils unterschiedlich gewichteten Gründen betrieben:
- Gewinnung von Wildbret als Lebensmittel
- Verwertung anderer Teile des Tieres, wie Felle, Hörner, Geweihe, Knochen, Sehnen und ähnliches zur Fertigung von Werkzeug, Kleidung, Gebrauchsgegenständen, Andenken, Trophäen, u. ä.
- Regulierung von Wildtierpopulationen (Bestandsregulierung), etwa zur Reduktion von Wildschäden an Nutzpflanzen in der Landwirtschaft oder durch Wildverbiss an der Naturverjüngung im Wald , zur Eindämmung von Tierseuchen oder zur Erreichung naturschutzfachlicher Ziele im Rahmen des Wildtiermanagements
- Beseitigung von Raubtieren, die für Menschen oder Haustiere gefährlich sind (z. B. Wolfsjagd)
- abstraktere Motive, darunter Erwerbstätigkeit, handwerklicher Ehrgeiz, Erholung und Abwechslung vom Alltag, Freude an der Jagd, Interaktion mit Familie und (Jagd-)Freunden, Naturerfahrung, soziale Distinktion und Tradition
Geschichte
Die Jagd gehört zu den ursprünglichsten Tätigkeiten in der Menschheitsgeschichte und ist älter als der anatomisch moderne Mensch (Homo sapiens) selbst.
Die ältesten unumstrittenen archäologischen Belege für Jagd stammen aus dem Altpleistozän und fallen zeitlich mit der Entstehung und Ausbreitung des Homo erectus vor rund 1,7 Millionen Jahren zusammen. Von da an bis in die Zeit um 10.000 v. Chr. – und in Teilen darüber hinaus – lebte nahezu die gesamte Menschheit als Jäger und Sammler.
Die Jagd ermöglichte durch die mit ihr verbundene Notwendigkeit zur Spezialisierung, Arbeitsteilung und Vorausplanung der Jäger, etwa bei der Produktion von Werkzeugen und Jagdwaffen, bedeutende Schritte in der Evolution des Menschen. Die gemeinsam durchgeführte Jagd förderte die sozialen und kommunikativen Fähigkeiten und bildete eine der Grundlagen der menschlichen Kultur.
Die Jagd diente zur Nahrungsversorgung und lieferte neben Fleisch tierische Nebenprodukte wie Knochen für Werkzeuge oder auch für Flöten und Kunstwerke, Felle als Bekleidung, für Schuhe, für Decken, für Behausungen (Zelte) und Tragetaschen sowie Sehnen zum Nähen und für Bögen. Im Jungpaläolithikum und Magdalenien finden sich erste Höhlenmalereien und figürliche Kunstwerke der eiszeitlichen Jäger. Ursprünglich wurden die Jagdtiere zum Beispiel in eine Enge getrieben. Die ältesten Jagdformen sind die Hetz- bzw. Ausdauerjagd, die Lauer- und die Fallenjagd.
Mit der sich im Zuge der neolithischen Revolution verbreitenden Sesshaftwerdung des Menschen und dem Beginn von Ackerbau und Viehzucht bekam die Jagd als Ernährungsquelle in weiten Teilen der Bevölkerung nachrangige Bedeutung. Zugleich ergaben sich durch die veränderten Lebensumstände im Schutz des kultivierten Landes vor Wildschäden und der Bekämpfung von Raubtieren zum Schutz von Nutzvieh auch neue Verwendungszwecke für die Jagd.