Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Esel

Der Esel, hier gemeint der Hausesel (Equus asinus asinus) ist ein weltweit verbreitetes Haustier. Seine Stammform ist der Afrikanische Esel (Equus asinus). Der Asiatische Esel (Equus hemionus), auch als Halbesel bezeichnet, ist eine weitere wilde Pferdeart, die von der Stammform des Hausesels zu unterscheiden ist.

Esel sind ponygroße Vertreter der Pferdefamilie mit sehr langen Ohren, Stehmähne und einem Schwanz mit Endquaste. Die Fellfarbe ist grau oder braun bis schwarz, manchmal rötlich. Daneben gibt es auch gescheckte Esel.

Einzige noch wild lebende Unterart ist der Somali-Wildesel (Equus asinus somalicus; rötlich gelbbraun, Schulterband undeutlich oder fehlend, an den Beinen dunkle Querstreifen). Auch ihn trifft man nur noch in Restbeständen, in bergigen Gegenden (Rückzugsgebiete am Tage) und offenen Grassteppen (Weidegebiete in der Nacht) Somalias und Äthiopiens.

Mit dem Afrikanischen Wildesel nahe verwandt ist der Asiatische Wildesel oder Halbesel.

Maultiere

Schon im Altertum kreuzte man auch Pferde mit Eseln: Maulesel heißen die Nachkommen eines Pferdehengstes und einer Eselstute, Maultiere die eines Eselhengstes und einer Pferdestute; beide sind fast immer unfruchtbar.

Domestikation und Nutzungseignung

Der Esel wurde möglicherweise mehrmals in derselben geographischen Region, in Nordostafrika, domestiziert, etwa vor 6.000 bis 5.000 Jahren. Mit der Domestizierung des Esels vom afrikanischen Wildesel begann gleichzeitig ein Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit. Sie veränderte die alten Handelssysteme und förderte neue Warenströme in Afrika und Asien. Die Domestikation des Esels war somit auch indirekt an der Herausbildung und Organisation früher städtischer Lebensformen (Urbanisierung) beteiligt.

Esel wurden früher als Pferde domestiziert und stellen damit eines der ersten den Menschen zur Verfügung stehende Packtiere dar. Die Nutzung des Esels erfolgt(e) vor allem als Tragtier. Ein ausgewachsener Esel kann eine Last von bis zu 20 Prozent seines Körpergewichts tragen, was verhältnismäßig mehr als beim Pferd ist. Sie benötigen weniger Nahrung und Wasser und können mit viel gröberem Futter versorgt werden.

Anders als beim Hauspferd sind die Hufe des Esels gut einem steinigen, unebenen Untergrund angepasst. Allerdings kommen die Esel-Hufe mit dem oft feucht-nassen Wetter Nordwesteuropas schlecht zurecht. Hier neigen sie zur Bildung von Rissen und Löchern, die in den Hufen oft zu Fäulnisherden führen. Gute regelmäßige Hufpflege ist bei Eseln deshalb hier überlebenswichtig. Für den Fernhandel und schwere Arbeit in ariden Regionen sind Esel jedoch perfekt geeignet.

Bedeutend sind auch einige Unterschiede im Verhalten: Pferde neigen in Stresssituationen zur Flucht, Esel verharren bei Gefahr meist am Standort.

Diese einzigartigen Eigenschaften machten den Esel für die frühen Kulturen in den Ländern am östlichen Mittelmeer zu einem wichtigen Wirtschaftsbestandteil, indem er den Transport und die Zirkulation von Waren in großem Maßstab erleichterte.

Die Nutzung des Esels als landwirtschaftliches Lasttier erweiterte gleichzeitig den Zugang zu weiter entfernten Feldern als zu Fuß und erleichterte gleichzeitig das Pflügen größerer Flächen. Dies wiederum trug zur Bildung überschüssiger Nahrungsmittelvorräte bei, die gehandelt werden konnten. Der Esel dürfte somit ein wichtiger Faktor bei der Veränderung der geopolitischen Beziehungen zwischen verschiedenen frühen östlichen Hochkulturen gewesen sein, da Karawanen den Transport von Rohstoffen oder begehrte weitere Produkte in entfernte Regionen ermöglichten.

Heutige Verbreitung und Nutzung

Die Anzahl der Esel wird aktuell auf ca. 50 Millionen Tieren weltweit geschätzt. Dazu kommen noch etwa 9,5 Millionen Maultiere. Der Eselbestand hat in den letzten zwei Jahrzehnten - mit deutlich regionalen Unterschieden - weltweit weiter zugenommen. Große Esel- bzw. Maultierbestände findet man vor allem in einigen der ärmsten Länder der Welt. Leider sind immer noch das Wohlbefinden und der Tierschutz, speziell bezüglich der Nutzung von Eseln und Maultieren als Zug- bzw. Tragtiere in zahlreichen Entwicklungsländern, künftig noch viel stärker, auch auf internationaler Ebene, zu hinterfragen.

Große Esel- bzw. Maultierbestände findet man aktuell vor allem in einigen der ärmsten Länder der Welt. Hier ermöglichen sie oft den Menschen mit nur niedrigem Einkommen, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten und ihre Familien zu unterstützen. Leider gibt es hier gleichzeitig auch besonders große Defizite im Haltungs- und im Tierschutzbereich, die oft nirgendwo erwähnt werden.

Aktuell ist Äthiopien das Land mit dem größten Eselbestand. Im Jahre 1997 war es noch China mit damals mehr als 9,4 Millionen Tieren.

Der größte Maultierbestand ist aktuell in Mexiko vorhanden (ca. 3,3 Millionen Tiere). Ähnlich wie bei den Eseln war der größte Maultierbestand vor geraumer Zeit noch in China (ca. 4,8 Millionen Tiere in 1997) zu finden. In Nordwesteuropa wird der Esel heute gern als Reittier im Tourismus eingesetzt. Neben der traditionellen Verwendung als Trag- und Zugtier werden Esel auch zur Fleischgewinnung, als Milchproduzenten und zur Lederherstellung verwendet. Wegen seines Abwehrverhaltens gegenüber Wölfen wird er von Schäfern (in Nordwesteuropa) wieder zunehmend als 'Herdenschutzesel' eingesetzt. Sein Herdenschutzeffekt gegenüber Wölfen scheint in der Praxis jedoch eher gering. Auch in der tiergestützten Therapie findet man ihn jetzt zunehmend.

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