Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Bauerschaft

Im niedersächsisch-westfälischen Sprachraum eine ländliche Siedlungsform mit bescheidenen zentralen Funktionen, die häufig nur aus wenigen, verstreut gelegenen Bauernhöfen besteht; es gibt Ähnlichkeiten mit der Siedlungsform eines Weilers. Es bezeichnet gleichzeitig eine bestimmte mittelalterliche Organisationsform, ähnlich den rheinischen Honnschaften, bäuerlichen Gilden oder Nachbarschaften, teils auf lokaler, teils auf regionaler Ebene.

Die Verwendung von Bauerschaft im Sinne einer Ansiedlung geht zurück auf die Bezeichnung Bauer-Schaft (ohne „n“): Das niederdeutsche burschap oder buerschap und die latinisierte Form burscapium sind abgeleitet von bur = Haus und bedeuteten im Mittelalter ursprünglich etwa „Höfeverband“ oder kleiner Siedlungskomplex.

Bis in die 1970er Jahre waren einzelne Bauerschaften in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen auch eigenständige Gemeinden. Häufiger allerdings waren mehrere Bauerschaften zu einer Gemeinde (z. B. unter der Bezeichnung Kirchspiel, wie in Dülmen), zusammengefasst. Der große Teil der Bauerschaften war politisch nie selbständig, sondern immer Teil einer Gemeinde. Seit den Kommunalreformen der 1960er und 1970er Jahre gibt es keine Bauerschaften als eigenständige Gemeinden mehr.

Vor allem in Nordwestdeutschland findet der Begriff häufig noch offizielle Verwendung, obwohl diese Siedlungen längst über ein paar Höfe hinaus angewachsen sind (z. B. Isernhagen). Im Münsterland haben sich die Bauerschaften als Straßennamen erhalten

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