Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

agrifood system

Eingängige engl. Bezeichnung für die Gesamtheit von Agrar-und Ernährungssystemen; diese umfassen das gesamte Spektrum der Akteure und ihre miteinander verknüpften wertschöpfenden Tätigkeiten bei der Primärproduktion von landwirtschaftlichen Lebensmitteln und Non-Food-Produkten sowie bei der Lagerung von Lebensmitteln, der Aggregierung, der Nacherntebehandlung, dem Transport, der Verarbeitung, Vertrieb, Vermarktung, Entsorgung und Verbrauch.

Innerhalb der Agrar-und Ernährungssysteme umfassen die Lebensmittelsysteme alle Nahrungsmittel, die aus der pflanzlichen und tierischen und Viehzucht, Forstwirtschaft, Fischerei und Aquakultur stammen, und aus anderen Quellen wie der synthetischen Biologie, und die für den menschlichen Verzehr bestimmt sind. Während nicht-landwirtschaftliche Lebensmittelprodukte, wie synthetisches Fleisch, derzeit vernachlässigbar sind, werden sie aber sie werden wahrscheinlich zunehmen und könnten einen großen Einfluss auf die Widerstandsfähigkeit der Agrar- und Ernährungssysteme haben. Sie können Risiken im Zusammenhang mit klimatischen Ereignissen und Schädlingen begrenzen, könnten aber aber auch potenziell negative Auswirkungen haben, insbesondere vor allem durch den Verlust von Arbeitsplätzen und Lebensgrundlagen für die in der landwirtschaftlichen Lebensmittelproduktion tätig sind.

Agrifood-Systeme interagieren mit Non-Food-Lieferketten durch den Kauf von Betriebsmitteln wie Düngemitteln, Pestiziden, landwirtschaftlicher und fischereilicher Ausrüstung und der Bereitstellung von Zwischenprodukten für die Produktion von Non-Food-Gütern (z. B. Mais für die Biokraftstoffproduktion oder Baumwolle für Textilien). Das breitere wirtschaftliche, soziale und natürliche Umfeld prägen und beeinflussen die Agrifood-Systeme und ihre vielfältigen Produktionssysteme.

 Agrifood Systeme

Agrifood Systeme

Agrifood-Systeme umfassen Lebensmittelsysteme, das gesamte Spektrum der Akteure und ihrer miteinander verknüpften wertschöpfenden Aktivitäten, wie auch die Primärproduktion von Non-Food-Produkten in den Sektoren Pflanzenbau, Viehzucht, Forstwirtschaft, Fischerei und Aquakultur.

Quelle: FAO SOFA 2021

In einer idealen Welt wären alle Agrar-und Ernährungssysteme widerstandsfähig, integrativ und nachhaltig und würden ausreichend sichere und nahrhafte Lebensmittel produzieren, um die Bedürfnisse aller Menschen für ein aktives und gesundes Leben zu erfüllen - ohne die Ernährungssicherheit, Gesundheit und Ernährung und Ernährung künftiger Generationen zu gefährden.

Damit kontrastiert die Realität: Im Jahr 2020 litten schätzungsweise 768 Millionen Menschen bzw. 9,9 Prozent der Weltbevölkerung an Hunger, was einem Anstieg von fast 118 Millionen im Vergleich zu 2019 und 153 Millionen im Vergleich zu 2015 entspricht. Auch wenn die Welt unter extremem Druck steht, mehr Nahrungsmittel zu produzieren, bedrohen Schocks, die von Dürren und Überschwemmungen bis hin zu bewaffneten Konflikten und Preisinstabilität reichen und durch längerfristige Belastungen wie wirtschaftliche Ungleichheiten und Klimaschwankungen noch verschärft werden, sowohl die landwirtschaftliche Produktion als auch andere lebenswichtige Segmente der Agrar-und Ernährungssysteme. Die vielfältigen Risiken und Unsicherheiten wirken sich unverhältnismäßig stark auf die am stärksten gefährdeten und ernährungsunsicheren Bevölkerungsgruppen der Welt aus, die an vorderster Front mit vielfältigen Schocks und Belastungen konfrontiert sind.

Damit Agrar-und Ernährungssysteme Schocks und Stress bewältigen können, benötigen sie fünf verschiedene Resilienzkapazitäten - Vorbeugung, Antizipation, Absorption, Anpassung und Transformation angesichts zahlreicher sich entwickelnder, sich überschneidender und sogar kollidierender Ereignisse.

Die Widerstandsfähigkeit von Agrar-und Ernährungssysteme konzentriert sich auf alle sechs Dimensionen der Ernährungssicherheit und Ernährung, insbesondere aber auf die Stabilität des Zugangs und die Nachhaltigkeit, um kurz- und langfristig Ernährungssicherheit und Ernährung zu gewährleisten. Die Widerstandsfähigkeit von Agrar-und Ernährungssysteme ist ein dynamischer Prozess, der definiert ist als:

"die Fähigkeit der Agrarnahrungsmittelsysteme, im Laufe der Zeit angesichts von Störungen die Verfügbarkeit von und den Zugang zu ausreichenden, sicheren und nahrhaften Nahrungsmitteln für alle nachhaltig zu gewährleisten und die Existenzgrundlage der Akteure der Agrar-und Ernährungssysteme zu erhalten." (FAO SOFA 2021)

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