Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

dry farming

Auch Trockenfarmsystem oder Trockenfeldbau; dabei wird in den Grenzgebieten des Regenfeldbaus der mittleren Breiten durch Einschub von Schwarzbrache in die Fruchtfolge Wasser gespart (z.B. 1. Brache - 2. Weizen - 3. Weizen). Vor einem Regenfall wird der Boden grobschollig gepflügt, um durch die vergrößerte Bodenoberfläche die Niederschlagsaufnahme zu erleichtern und den Abfluss zu verhindern. Nach dem Regen verringern Eggen und Walzen die Verdunstungsoberfläche und hemmen die Kapillarverdunstung, so dass die Feuchtigkeit länger im Boden bleibt. Gleichzeitig wird durch diesen Bearbeitungsschritt die Verunkrautung bekämpft.

Die an diese Umweltbedingungen angepassten Pflanzen befriedigen ihren Wasserbedarf somit ausschließlich über Wasser, das von Niederschlägen stammt, sowie über im Boden gespeicherte Feuchtigkeit. Zum Teil wird das Regenwasser auch in Zisternen, Gefäßen oder Schlammbecken gespeichert. Meist bildet sich ein Feuchtegradient zwischen Luftfeuchtigkeit und Boden und zwischen Erdoberfläche und Grundwasser aus. Die Bodenfeuchte nähert sich dem Feuchtegehalt der Luft an. In der Nacht kühlt die Erdoberfläche aus, Luftfeuchtigkeit kann als Tau kondensieren oder diffundiert direkt in den Boden.

In Südeuropa, insbesondere in Spanien und Italien, wurde und wird diese Art der Feldwirtschaft in Varianten traditionell betrieben. Vor allem Getreide wie Gerste und Hirse sowie Oliven, Mandeln und der Johannisbrotbaum sind gut an das trockene Klima angepasst. Weitere Gebiete, in denen Trockenfeldbau betrieben wird, sind u. a. die Great Plains, die Steppen im Süden Russlands und Argentiniens sowie große Teile Afrikas.

Besonders im niederschlagsarmen Mittleren Westen der USA ist das Dry-farming-System verbreitet und ermöglicht dort den Ackerbau noch bei 200-300 mm/a. Dry farming erfordert große Agrarbetriebe (mehrere hundert ha), da jeweils nur ein Teil der Betriebsfläche effektiv genutzt werden kann. Auch sind die Getreideerträge niedrig (bis ca. 500 kg Weizen je ha). Die Grenze des Trockenfarmsystems führt entlang der agronomischen Trockengrenze (=Grenze des Regenfeldbaus), die bei rund 300 mm Jahresniederschlag liegt.

Großskaliges Dry farming und das Ranch-System sind als Ergebnisse der ökonomischen und technologischen Entwicklungen des 19 Jh. zu sehen:

Beide Systeme fanden weltweit besonders zwischen 1850 und 1930 Verbreitung, danach ist lediglich noch in der ehemaligen UdSSR das dry farming stark ausgeweitet worden. Trotz einer noch großen Bedeutung befinden sich in den übrigen Gebieten beide Systeme heute auf dem Rückzug.

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