Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Erdnuss

Engl. peanut, fr. arachide (cacahuète); Pflanzenart in der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae oder Leguminosae). Der wissenschaftliche Name der einzigen kultivierten Art ist Arachis hypogaea. Sie ist eine einjährige, aus Bolivien stammende, bereits rund 2000 Jahre alte Kulturhybride mit rot geaderten Blüten, und sie erzeugt Samen, die von einer dünnen roten Schale und einer runzeligen Hülse umgeben sind.

Frucht

Die Frucht der Erdnuss ist botanisch gesehen eine Hülsenfrucht, die sich entwicklungsgeschichtlich zur Nuss gewandelt hat. Anders als die sich öffnenden Hülsen bleibt die Frucht der Erdnuss geschlossen und gehört demnach morphologisch zu den Nüssen.

Die Erdnuss gehört zur selben Unterfamilie wie beispielsweise die Erbse und die Bohnen-Arten. Der englische Trivialname der Erdnuss, peanut (dt. „Erbsennuss“), weist auf die botanische Zugehörigkeit zur Familie der Hülsenfrüchtler hin.

Die Ähnlichkeit zu botanischen Nüssen ergibt sich durch die Beschaffenheit der Samen: die Konsistenz, den hohen Fettgehalt und den vergleichsweise niedrigen Anteil an Stärke. Im Vergleich zu echten Nüssen ist der Anteil an Omega-3-Fettsäuren gering. Im Gegensatz zu den meisten anderen Hülsenfrüchten sind Erdnüsse allerdings roh genießbar. Das allergene Potential ist im Vergleich zu anderen Lebensmitteln relativ hoch.

Herkunft

Das Ursprungsgebiet der Erdnuss ist Südamerika, vermutlich Brasilien. Hier existieren etwa vierzig Arachis-Wildarten, die Stammart der kultivierten A. hypogaea ist nicht bekannt, eventuell ist es die nah verwandte A. monticola.

Geschichte

Im Westen Südamerikas wurde wahrscheinlich schon vor 3.000 Jahren die heutige A. hypogaea kultiviert. Nach der Entdeckung Amerikas gelangte die Erdnuss schnell in die tropischen Regionen aller Erdteile. Der Spanier Oviedo beschrieb als erster die Erdnuss 1547. Noch im 16. Jh. gelangte sie durch den Sklavenhandel nach Afrika, wo die Pflanze angebaut und zu einer begehrten Frucht der schwarzen Bevölkerung wurde. Sie diente auch zur Ernährunf der Sklaven auf der Überfahrt nach Amerika. Die Spanier brachten sie nach Indonesien, und zu Beginn des 18. Jh. wurde sie in Indien und China, später in Virginia in Kultur genommen. Erst seit dem 19. Jahrhundert wird sie auch in den warmen Regionen Europas angebaut.

Bedeutung

Arachis hypogaea ist für den Menschen eine der wichtigsten Ölpflanzen. Herkömmliche Sorten enthalten bis zu 50% ungesättigte Fettsäuren; mit bis zu 80% extrem hoch ist ihr Anteil in neuen Sorten (wie SunOleic 97R). Bei diesen, durch konventionelle Züchtung entwickelten Typen konnten zudem der Gesamtertrag (um ca. 14 %) und die Haltbarkeit (um das 3- bis 15fache) erhöht werden. Die Samen sind geröstet im Handel und werden fein gemahlen zu Erdnussbutter verarbeitet. Zur Gewinnung des Erdnussöls, das hauptsächlich in der Speiseöl- und Margarinefabrikation sowie als Gärfett eingesetzt wird, werden die Samen, nachdem sie zuvor von Hülse und Samenschale befreit wurden, gemahlen und in Schneckenpressen warm gepresst. Weitere Produktgruppen sind Süßwaren und Schokoriegel.

Aus dem Presssaft wird das Öl mit Hexan als Lösungsmittel abgetrennt. Erdnussöl setzt sich hauptsächlich aus Glyceriden der Ölsäure und Linolsäure zusammen. Der Pressrückstand (Erdnussschrot) ist mit 40–50% Proteingehalt ein hochwertiges Kraftfuttermittel, wird aber auch zur Düngung benutzt. Mit 180 Milligramm Magnesium pro 100 Gramm Erdnüsse gehört sie zu den magnesiumsreichsten Nahrungsmitteln.

Wegen ihres hohen Ölgehalts (50 Prozent; zum Vergleich Sojabohnen 18 - 25 Prozent) können Erdnüsse auch für die Produktion von Biodiesel verwendet werden. Vor allem in den USA wird an entsprechenden Verfahren gearbeitet.

Anbaugebiete

Die Erdnuss wird heute weltweit in tropischen, subtropischen und warmgemäßigten Klimaregionen angebaut. Die wichtigsten Erzeugerländer sind China, Indien, Nigeria und die USA. 2016 wurden weltweit 44 Millionen Tonnen produziert. Europa importiert Erdnüsse vor allem aus den USA, Argentinien, Sudan, Senegal und Brasilien. Die einzigen EU-Länder mit einem nennenswerten Erdnussanbau sind Griechenland und Spanien.

Weitere Informationen:

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