Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Dehesa

Span. Bezeichnung für beweidete Eichenhaine (Hutewälder), die vor allem die vor allem im Südwesten Spaniens (Autonome Gemeinschaften Extremadura und Andalusien) und in Portugal (v. a. Alentejo) ausgedehnte Flächen einnehmen. Die Dehesa wurde traditionell als Gemeineigentum (ähnlich einer Allmende) gemeinsam bewirtschaftet; noch heute befinden sich die Ländereien oft im Eigentum der Gemeinde.

Die spanische Dehesa (Montado in Portugal) als Agroforstsystem ist seit etwa 2500 v.Ch. bekannt und in vielen mediterranen Gebieten landschaftsprägend (Eichhorn et al. 2006; Nerlich et al. 2013). Da eine ausschließlich landwirtschaftliche Nutzung auf den flachgründigen Böden im Süden der iberischen Halbinsel aufgrund des mediterranen Klimas, der geringen Bodenfruchtbarkeit und der zumeist unebenen Topographie, häufig unrentabel war, entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte die Dehesa als agrosilvopastorale Landnutzungsform, basierend auf der Nutzung von Bäumen und Baumprodukten, Weidewirtschaft und dem zeitweisen Anbau verschiedener Ackerkulturen (Olea et al., 2006).

Dehesa bei Sevilla
Dehesa bei Sevilla

Die spanischen "Dehesas" und die portugiesischen "Montados" sind Grünlandgebiete mit spärlichem Baumbestand (meist Eichen), die eine vielfältige agrosylvopastorale Nutzung ermöglichen. Die Aufnahme entstand nördlich von Sevilla (-6.0949 W, 37.7924 N).

Quelle: Antonio Jordán (distributed via imaggeo.egu.eu)

Der Anstieg des Weinhandels im 18. Jh. führte zu einem vermehrten Anbau von Korkeichen, sodass man annimmt, dass die Dehesas zu dieser Zeit eine starke Ausweitung erfuhren.

Durch kontinuierliche Beweidung der ursprünglichen Stein- und Korkeichenwälder mit Haustieren wie Schweinen, Rindern, Schafen oder Ziegen, entstand die heute als typisch für die Dehesa angesehene halboffene Weidelandschaft. Die Gehölze, zumeist Kork- oder Steineichen, die einzeln oder in Gruppen auf der landwirtschaftlichen Fläche verteilt sind, schützen den Boden vor Erosion, produzieren Eicheln zur Schweinemast sowie andere Produkte wie Holz oder Kork. Weitere Produkte sind Wildbret, Pilze und Honig.

Darüber hinaus stellen sie eine kontinuierliche Rückführung von Nährstoffen aus dem Unterboden über den Streufall sicher und reichern so im Laufe der Zeit verarmte Oberböden wieder mit Nährstoffen an (Moreno u. Pulido 2009; Nerlich et al. 2013). Die ausgedehnten park- oder savannenähnlichen Grünflächen zwischen den Bäumen werden überwiegend für die Weidewirtschaft genutzt, wodurch neben der Erzeugung unterschiedlicher Tierprodukte u.a. eine Verbuschung der offenen Flächen effektiv verhindert wird. Ergänzt wird dieses System durch den wiederkehrenden Anbau unterschiedlicher Ackerfrüchte (z.B. Getreide oder Legumiosen als ergänzendes Grünfutter), typischerweise in Zyklen von 3-6 Jahren (Olea et al., 2006).

Dehesas bieten auch der Aufzucht der spanischen Kampfstiere ein naturnahes Habitat, ebenso wie gefährdeten Arten wie dem Iberischen Luchs und dem Spanischen Kaiseradler.

Dehesas gelten als Musterbeispiel für eine naturnahe Kulturlandschaft: Bäume schützen den Boden, liefern Brennstoffe (früher wurde aus dem Holz von Steineichen Holzkohle hergestellt) oder Kork und Futter für die Weidetiere. Dennoch sind die Dehesas heute gefährdet, da die traditionellen Weidetiere durch moderne, produktivere Rassen ersetzt werden, deren Futteranspruch aber durch Importfutter gedeckt werden muss. Nicht genutzte Dehesas sind am aufkommenden Buschbewuchs zu erkennen.

(s. a. Agroforstwirtschaft, Agropastoralismus, Waldweide)

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