Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Weltmarktpreis

Auf den Weltmärkten gezahlte Preise für verschiedene Agrarprodukte. Es handelt sich i.d.R. um manipulierte Preise, die sich z.T. unabhängig von den Produktionskosten bilden. Sie werden meist von den Produktionsmengen bestimmt, die von den Ländern mit agrarischer Überproduktion auf den Weltmarkt geworfen werden, und die großenteils direkt oder indirekt mit Exportsubventionen verbilligt sind. Kurzfristige Angebotsschwankungen widerspiegelnd, stellen Weltmarktpreise somit keinen verläßlichen Maßstab für die tatsächliche Marktlage oder die Produktionskosten dar. Zudem erfassen diese Preise nicht den Verbrauch an sog. freien Gütern, insbesondere an Naturgütern. Die Berücksichtigung ihrer Kosten würde zu relativen Preisverschiebungen entsprechend der Umweltfreundlichkeit der agrarischen Produktion in einzelnen Ländern führen. Um ungleiche Marktbedingungen zu vermeiden bieten sich zwei Lösungsansätze an: Entweder es kommen in allen Agrarhandelsländern dieselben Umweltschutzvorschriften in der landwirtschaftlichen Produktion, in Verarbeitung und Handel zur Anwendung oder den Ländern mit dem strikteren Umweltschutz wird ein angemessener Außenschutz zugestanden.

Während für viele Industrieprodukte ein Handel zwischen Ländern in unterschiedlichen Erdteilen stattfindet, der zum Teil einen erheblichen Umfang hat, ist die Menge der auf dem Weltagrarmarkt gehandelten landwirtschaftlichen Produkte relativ klein, auch in Bezug auf die gesamte Erzeugung, so z.B. bei Zucker, Getreide und Milcherzeugnissen. Bei anderen Erzeugnissen wie Rindfleisch, Wein und Tabak gibt es praktisch keinen Weltmarkt, und die Preise sind je nach Bestimmungsland der Ausfuhren unterschiedlich. Grund hierfür sind feste Handelsvereinbarungen. Nur Spezialprodukte wie Kaffee, Tee, Kakao, Südfrüchte oder Bananen werden in größeren Mengen gehandelt. Sonst konzentriert sich der Welthandel mit Agrarprodukten vor allem auf Futtermittel für Vieh in Industriestaaten. Die Preise werden dabei von den Industriestaaten oft – je nach Interesse – nach oben oder nach unten manipuliert, z.B. um gegebenenfalls Überschussmengen abzustoßen und so Lagerkosten zu sparen oder aus einer relativen Monopolstellung Gewinn zu erzielen.

Schon eine Versorgung mittelgroßer Staaten mit Nahrungsmitteln nur aus dem Weltmarkt würde Mengen- und vor allem Preisprobleme mit sich bringen.

Die Weltmarktpreise haben in jedem Fall direkten Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes bzw. eines Unternehmens. Ist das betreffende Land in der Produktion auf einige wenige Güter beschränkt (z.B. Kaffee, Zucker, Tabak), so entsteht eine besondere Abhängigkeit vom Weltmarktpreis, was wiederum zu nationalen Wirtschaftskrisen führen kann.

In der Europäischen Union wird heute ein hoher Selbstversorgungsgrad mit Nahrungsmitteln zu angemessenen, stabilen Preisen angestrebt. Früher wurden überschüssige Mengen der europäischen Landwirtschaft aufgekauft und dann zum Teil zu Preisen unter den Aufkauf- oder Herstellungskosten auf den Weltmarkt geschleust. Die GAP der EU macht durch Abbau der Marktstützungen und hohe Direktzahlungen den Weltmarkt etwas transparenter. Die Erzeugerpreise für Agrargüter in der EU liegen i.a. über dem Weltmarktpreisniveau.

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