Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Nutztier

Tier, das als Nahrungsmittel, als Erzeuger von Nahrungsmitteln (z.B. Milch), als Trag- und Zugtier oder als Lieferant von Häuten, Fellen oder sonstwie verwertbarer Teile für die menschliche Wirtschaft und Kultur von Bedeutung ist.

Im Vergleich zu den Kulturpflanzen ist die Vielfalt der vollständig domestizierten landwirtschaftlichen Nutztiere relativ gering. Obwohl ihre Individuenzahl etwa so groß ist wie die der Menschen, konsumieren landwirtschaftliche Nutztiere die vierfache Menge an Pflanzenmaterial. Tierische Lebensmittel (Fische und Schalentiere eingeschlossen) decken nur ein Zehntel des weltweiten Kalorienbedarfs, doch machen sie ein Drittel der gesamten menschlichen Proteinaufnahme aus.

Der Mittlere Osten gilt als Ursprungszentrum der Domestikation aller nahrungsproduzierenden Nutztiere. Die Anfänge der Domestikation liegen einige Jahrtausende vor unserer Zeitrechnung, und die Entstehung von Haustieren scheint der Entwicklung seßhafter, Landwirtschaft betreibender Gesellschaften sowie der Kultivierung von Nahrungspflanzen parallel verlaufen zu sein.

Aufgrund bestimmter physiologischer Eigenschaften und/oder Verhaltensmuster waren und sind manche Tiergruppen zur Domestikation besser geeignet als andere. Vorteilhaft waren anfangs Tiere, die nicht nur wirklich nützliche und nachhaltige Nahrungsquellen darstellten, sondern die sich leicht züchten ließen und zudem einen Herdentrieb aufwiesen, der ihre Kontrolle erleichterte. Tiere, deren soziales Verhalten auf einer Dominanzhierarchie basiert, ließen sich leichter vom Menschen beherrschen. Einige entwickelten ihm gegenüber ein hohes Kommunikationsniveau.

Wie bei den Kulturpflanzen ging die Domestikation von Tieren mit physiologischen Änderungen einher, die vor allem den ökonomischen, kulturellen oder ästhetischen Bedürfnissen des Menschen entsprachen.

Entwicklungen in der modernen Nutztierzucht führen zu einer ständigen Abnahme der Anzahl ökonomisch wichtiger Zuchtrassen. Lokale Zuchtlinien werden entweder durch Tiere ersetzt, die an einen speziellen Verwendungszweck angepasst sind und aus einer vergleichsweise kleinen Zahl von Zentren stammen (z.B. Milchkühe), oder durch "maßgeschneiderte" Hybride (z.B. Schweine und Geflügel).

Die am häufigsten gehaltenen Tierarten weltweit (2020)
Tier Weltpopulation
[in Milliarden]
Zuchtformen
(etwa; nach Tivy)
Hühner 33,1  
Rinder 1,5 247
Schafe 1,3 230
Enten 1,2  
Ziegen 1,1 62
Schweine 1,0 54

Quelle: FAO nach DESTATIS 2020 / Tivy, 1993

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