Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Ernährungssicherheit

Engl. food security; in der internationalen Debatte hat sich folgende Definition von Ernährungssicherheit durchgesetzt:

"Food security exists when all people, at all times, have physical, social and economic access to sufficient, safe and nutritious food which meets their dietary needs and food preferences for an active and healthy life." (FAO)

Die Europäische Union hat dafür folgende Übersetzung, die der Tatsache Rechnung trägt, dass Unterernährung nicht nur ein Zustand ist, sondern es ein fundamentales Recht auf Nahrung gibt:

"Die Ernährungssicherheit ist ein Menschenrecht. Sie ist gegeben, wenn alle Menschen jederzeit in physischer, sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht Zugang zu ausreichenden, unbedenklichen und nahrhaften Nahrungsmitteln haben, die ihrem Ernährungsbedarf und ihren Ernährungsgewohnheiten im Hinblick auf ein aktives und gesundes Leben entsprechen." (Europ. Parl.)

Bei der Diskussion um Welthunger und Welternährung sind einige grundsätzliche Unterscheidungen wichtig: Zunächst muss unterschieden werden zwischen

Der Ernährungszustand eines Menschen ist aber nicht nur von der Menge und Zusammensetzung der aufgenommenen Nahrung abhängig, sondern auch von der Zubereitung der Speisen, von Hygiene und Krankheitszustand und damit vom Absorptionsvermögen des Körpers. Außerdem ist er auch abhängig von Verbrauch und individuellem Bedarf, der je nach Aktivität und Zustand des Körpers sehr unterschiedlich sein kann.

Ferner wird die Operationalisierung von Ernährungssicherheit meist entlang der vier "Säulen" oder "Dimensionen" Verfügbarkeit, Zugang, Nutzung und Stabilität diskutiert, sowohl global als auch für jeden einzelnen Menschen:

  1. Verfügbarkeit ausreichender Mengen an Lebensmitteln, die nahrhaft genug sind, um ein normales Wachstum, eine gesunde Entwicklung und ein aktives Leben ermöglichen,
  2. gesicherter Zugang zu solchen Nahrungsmitteln,
  3. Möglichkeiten zur angemessenen und bedarfsgerechten Verwendung und Verwertung der Nahrung (z.B. Kochmöglichkeiten) und
  4. langfristige Stabilität der Versorgung.

Daraus wird deutlich, dass nicht nur die Menge und Qualität der vorhandenen Nahrung wichtig sind, sondern insbesondere ihre Verteilung und damit ökonomische und soziale Aneignungsmöglichkeiten sowie die Ernährungspraxis. Die Preise für Nahrungsmittel spielen eine zentrale Rolle als Mittler zwischen den Säulen.

(s. a. Ernährungssouveränität)

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