Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Enarenado-Technik

Bezeichnung für Varianten des Bewässerungsfeldbaus an der Mittelmeerküste mit den Schwerpunkten Murcia, Huelva, Almería. Bei dieser Technik der cultivos enarenados (etwa „aufgesandete Kulturen“) wird die Erde zunächst mit Stallmist (Düngung, Feuchtigkeitsspeicher) und anschließend einer Sandschicht (Wärmesammlung und -speicherung, Verdunstungsschutz) bedeckt. Ferner werden diese Enarenados zur Ausnutzung des Gewächshauseffekts zusätzlich mit Plastikplanen überdeckt. Diese mit der Technik der Tropfbewässerung kombinierte Enarenado-Technik sorgt unter den günstigen thermischen und topographischen Bedingungen der Provinz Almería die frühesten Erntetermine für Frühgemüse und Schnittblumen in ganz Europa.

Wohl zunächst aus der Not heraus entwickelten sich auch auf Lanzarote im Trockenfeldbau verschiedene Enarenado-Techniken, bei denen der Boden statt mit Sand mit vulkanischem Auswurfmaterial bedeckt wird. Durch Niedergang von Vulkanasche der schweren Vulkanausbrüche in den Jahren 1730 bis 1736 entstand hier ein Gebiet mit mächtigen Lapilli- und Ascheschichten (genannt: picón) von 1 bis 2,5 Metern Dicke. Um wieder an fruchtbaren Boden zu gelangen, wurden trichterförmige Vertiefungen in die vulkanischen Auswurfmassen gegraben und an ihren Grund jeweils eine einzelne Pflanze gesetzt. Die grobporige Schicht lässt die mit 100 bis 200 mm pro Jahr sehr geringen, fast ausschließlich im Winter fallenden Niederschläge schnell in den durchwurzelten Boden versickern. Gleichzeitig verringert sie – neben einem seitlichen Abfließen des Wassers und der damit verbundenen Erosion – durch ihre geringe Kapillarwirkung und Wärmeleitfähigkeit die Verdunstungsverluste. Zusätzlich zu der Vertiefung schützen oft noch halbkreisförmige Mauern aus basaltischen Lavabrocken die einzeln wachsenden Reben vor den teils kräftigen Winden.

Die Methode erwies sich als derart effizient, dass besonders mächtige Lapillivorkommen der Region La Geria in kleinen Tagebauen abgebaut und in andere Teile der Insel exportiert werden, um als etwa 10 cm dicke künstliche Mulchdecke auf Felder aufgebracht zu werden, die nicht von den Vulkanausbrüchen betroffen waren. Im Gegensatz zu der Enarenado natural in der Region La Geria wird diese Anbauweise Enarenado artificial genannt und weniger im Wein- als im Gemüseanbau eingesetzt. Unter den heutigen Rahmenbedingungen ist dieses aufwändige Verfahren allerdings zunehmend unwirtschaftlich und die Anbaufläche rückläufig.

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