Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Melasse

Bei der Zuckerfabrikation aus Zuckerrohr, Zuckerrüben und auch aus Zuckerhirse als Nebenprodukt zurückbleibende zähflüssige, schwarzbraune Mutterlauge; sie enthält etwa 50 % Zucker (Saccharose oder Raffinose), 20 % Wasser, organische und anorganische Verbindungen, Vitamine und Kaliumsalze. Der Zucker kann nicht mehr kristallisiert werden. Bei der Zuckerproduktion haftet Melasse nach der Kristallisation an den Zuckerkristallen und wird durch Schleudern in den Zentrifugen vom Zucker gelöst.

Der größte Teil der Melasse wird in der Landwirtschaft als direktes Futtermittel sowie als Pelletbinder für Futterpellets für Vieh eingesetzt. Wegen ihres Zucker- und Rohproteingehalts ist Melasse für die Rindermast, für Milchkühe, Pferde, Schweine und Geflügel geeignet. In einigen Ländern wird Melasse mit Gras, Mais oder Getreide vermischt, ihre schnell fermentierbaren Zucker beschleunigen die Silierung.

Zudem wird sie als zuckerhaltiger Sirup auf vielfältige Weise im Bereich der Nahrungsmittelindustrie eingesetzt und stellt als Kohlenstoffquelle einen wichtigen Fermentationsrohstoff im Bereich der Biotechnologie dar (alkoholische Gärung, Backhefeherstellung). In Deutschland wurden beispielsweise im Wirtschaftsjahr 2006/07 über 780.000 t Melasse verwendet, davon 530.000 t für Futterzwecke. In der Hefeproduktion wurden etwa 65.000 t verwendet und fast 10.000 t gingen an Alkoholbrennereien, die restlichen über 170.000 t nutzten sonstige Anwender.

Rohrzucker wurde in früheren Jahrhunderten in Form von Melasse in die Zuckersiedereien der Alten Welt transportiert, da Zucker hygroskopisch ist.

Das Wort Melasse wurde über das Französische (mélasse) und/oder Spanische (melaza) ins Deutsche entlehnt und geht wohl über spätlateinisch mellacium „eingedickter Wein, Mostsirup“ letztlich auf lat. mel „Honig“ zurück.

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