Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Hagenhufendorf

Auch Hagenhufensiedlung; dem Waldhufendorf verwandte, im Hochmittelalter z.B. im Weserbergland, in Schaumburg-Lippe, Mecklenburg und nördlich von Hannover eingeführter gereihter Siedlungstyp.

Eine Hagenhufensiedlung zieht sich entlang einer Straße, die parallel zu einem Bach verläuft, wobei die Straße nur einseitig bebaut wurde, während auf der gegenüberliegenden Straßenseite die zu den Höfen gehörenden handtuchförmigen Ackerflächen von 20 bis 40 Morgen Größe, die Hufe, liegen. Hagenhufensiedlungen sind eine planmäßige Siedlungsform des Hochmittelalters, die aus aneinandergereihten Besitzbreitstreifen besteht. Die Hufe waren so breit wie die Hoflage, und erstreckten sich oft über mehrere 100 Meter.

Der Begriff stammt wahrscheinlich aus dem Hagenrecht, nachdem die Besitzer ein Recht auf Einhegung des zur Nutzung erhaltenen Grunds und Bodens hatten. Noch weiter geht das Hägerrecht, das für die Hägerhufensiedlungen gilt. Hier gibt es einen Hägerjunker und besondere Hägergerichte.

Die eingehagten Grundstücke dienen als Bauerngarten und zur Kleintierhaltung. Der rückwärtig angrenzende Bach liefert das nötige Wasser. Durch diese Art der Siedlung entstanden langgezogene Straßendörfer wie Auhagen, Wiedensahl, Obershagen, Isernhagen, Kathrinhagen oder Rodewald in Niedersachsen. Hagenhufensiedlungen gab es vom Taunus bis nach Vorpommern. Die Hägerhufensiedlungsgründungen beschränken sich auf einen Raum im Bereich vom Weserbergland über das Leinebergland bis hin zum Lipperland.

Eine Übertragung erfuhr der Siedlungstyp im Zusammenhang mit der deutschen Ostkolonisation (Mecklenburg, Pommern).

(s. a. ländliche Siedlungsform)

Pfeil nach linksHagelbekämpfungHausIndexHähnchenmastPfeil nach rechts